In ihrem Frankfurter Atelier entwirft Heike Merkle feminine Mode, die bunt sein darf und dabei trotzdem klassisch und elegant bleibt. Kundinnen von Mitte 20 bis 80 bietet das Label Dress by Dress, das die gelernte Damenschneiderin 2014 gegründet hat, hochwertige und individuelle Einzelstücke, deren Zeitlosigkeit den Launen der Mode standhält. Im Interview berichtet Heike Merkle über das, was ihr Label ausmacht und verrät, weshalb sie sich für die Selbstständigkeit entschieden hat.

Hallo Frau Merkle! Schön, dass Sie sich trotz des regen Treibens im Atelier Zeit für unser Gespräch nehmen konnten. Könnten Sie sich und Ihr Geschäft kurz vorstellen?

Heike Merkle: Sicher, gerne! Mein beruflicher Weg ist tatsächlich etwas ungewöhnlich. In meiner ersten Ausbildung habe ich Damenschneiderin und bekleidungstechnische Assistentin gelernt. Kreativ war die Arbeit bei meinem ersten Arbeitgeber dann zwar auch, hatte allerdings mit Mode und Kleidung nichts mehr zu tun. Über einen sehr langen Zeitraum war ich nach meiner Ausbildung bei einer Bank im Marketing und Produktmanagement tätig. Dort lagen meine Tätigkeitsschwerpunkte in den Bereichen Unternehmenskommunikation und Social Media. Im Nachhinein kann ich kaum glauben, dass ich während dieser Zeit 25 Jahre lang nicht genäht habe. Erst in meinem Mädelstreff „Creative Sunday“, kam eines Sonntags endlich mal wieder die Idee auf, die Nähmaschine auszupacken und loszunähen. Nach ein paar Stunden hatten alle Frauen ihre selbst entworfene und genähte Messenger Bag, sprich ein echtes Unikat, in der Hand – und waren dementsprechend stolz.
Dieses kleine Projekt unter Freundinnen hat mir gezeigt, wie sehr mir das Nähen gefehlt hat, weshalb ich anschließend wieder mehr eigene Kleider schneiderte und mich darüber freuen konnte, dass die Stücke nicht nur mir selbst gefielen.
Als mich nach einem Event in Frankfurt, auf dem meine Kleider gezeigt wurden, immer mehr Frauen fragten, ob ich etwas für sie nähen könnte, beschloss ich 2014, wieder nebenberuflich als Damenschneiderin zu arbeiten. Kurzerhand habe ich ein Gewerbe angemeldet, Puppen gekauft und Flyer drucken lassen.
In Frankfurt Höchst habe ich ein kleines Atelier gefunden, in das meine Kundinnen gern kommen, um verschiedene Materialien und Schnitte an sich zu sehen. Hosen findet man selten bei mir, denn meine Leidenschaft gilt der weiblichen Mode der 30er bis 60er Jahre.

Viele Lokalmedien haben bereits lobend über Ihre Gründungsidee berichtet und Ihr Geschäft wird in Frankfurt als Shopping-Highlight gehandelt. Gelingt es Ihnen bei so viel Zulauf, alle Stücke selbst zu nähen, oder werden Sie dabei unterstützt?

Heike Merkle: Mittlerweile habe ich tatsächlich etwas Unterstützung. Inzwischen wäre es viel zu ehrgeizig für mich, alles selbst nähen zu wollen. Deshalb kooperiere ich seit 2017 mit dem Social Impact Label Stitch by Stich. Das Label arbeitet mit geflohenen Frauen aus Syrien und Afghanistan zusammen, die wunderbare und talentierte Näherinnnen sind und in ihren Ländern teilweise selbst eigene Modegeschäfte und Schneidereien besaßen.

Gerade im Modebereich ist es heute alles andere als leicht, aus der Masse herauszustechen. Was findet eine Kundin bei Death by Dress, was sie anderswo vergeblich sucht.

Heike Merkle: Das wichtigste Argument für meine Mode ist aus meiner Sicht ihre Langlebigkeit. Dass meine Stücke viele Jahre getragen werden können, liegt vor allem an den klassischen Schnitten und guten Materialien. Mit hochwertigen Stoffen aus Baumwolle, Seide oder Alpakawolle möchte ich einen Gegentrend zur heute so viel getragenen „Fast Fashion“ setzen, bei denen ein Teil allenfalls zwei Saisons getragen und dann weg gegeben oder entsorgt wird und das Material deshalb ruhig billig sein kann. Eine solche Wegwerfmode lehne ich strikt ab. Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn Mode unpraktisch ist. Alle meine Stücke sind waschbar und unkompliziert zu pflegen.

Die Kundinnen, die zu mir ins Atelier kommen, wünschen sich außerdem individuelle, sehr feminine Kleidung, die sich traut, auch einmal anders mit Farben und Mustern umzugehen. Viele Frauen sehen ein Kleid von mir als ein Geschenk an sich selbst oder investieren für einen bestimmten Anlass in ein neues Lieblingsteil. Es freut mich sehr, dass es mir gelingt, den Geschmack meiner Kundinnen zu treffen. Etwa 90% kommen wieder. Manchmal werde ich sogar von den männlichen Begleitern gefragt, ob ich nicht mal einen schönen Herrenanzug oder witzige Sommershorts schneidern möchte. Die Idee gefällt mir sehr und vielleicht wird ja daraus ein nächstes Projekt.

Woher kam Ihre Motivation, das Nähen nicht nur als Hobby zu betreiben, sondern mit Death by Dress Ihr eigenes Unternehmen zu gründen?

Heike Merkle: Ich glaube der ausschlaggebende Punkt lag darin, dass mein vorheriger Job nicht mehr zu meinen Werten gepasst hat. Oftmals habe ich die Art und Weise, wie dort kommuniziert wurde als sehr unangenehm und manipulativ empfunden. Immer häufiger habe ich mich mit der Zeit gefragt, welchen Sinn meine Arbeit eigentlich hat und blieb mir dabei selbst um die Antwort schuldig. Irgendwann stand für mich fest, dass ich selbstbestimmt arbeiten und die schnellebige Art und Weise des heutigen Konsums nicht mehr mittragen möchte.

Jetzt bin ich über 50 und sage mir, dass ich es jetzt wagen muss, um die Chance auf eine Zukunft als „meine eigene Chefin“ nicht zu verpassen.

Eines würden wir gerne noch wissen, ehe Sie sich wieder ans Nähen machen: Woher nehmen Sie die Inspriation für Ihre phantasievollen Stücke?

Heike Merkle: Die meisten Ideen kommen aus alten Schnittzeitungen oder Handarbeitsbüchern. Aber auch, wenn ich ins Museem gehe und eine spannende Kunstausstellung sehe oder mich ein bestimmter Look oder eine Stimmung aus einem Film besonders ansprechen, kann daraus ein neues Kleid oder sogar eine kleine Kollektion entstehen. In jedem Fall wird mein Repertoire jedoch im Bereich der 30er bis 60er Jahre bleiben.

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